“Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung!” - dies ist nicht der Whiteboard-Spruch aus meinem letzten agilen Workshop, sondern das soll Heraklit von Ephesos vor ca. 2.500 Jahren gesagt haben. Scheint also kein neues Phänomen zu sein, sondern vielmehr eine natürliche Gesetzmäßigkeit der Natur. Doch die Dynamik und Intensität der Veränderung, die heute auf unser Leben und Arbeiten wirkt, folgt - meinem Gefühl nach - wiederum keinem natürlichen Rhythmus mehr. Im NewWork-Sprech ist es ganz einfach: Lifelong learning in der on-demand-economy, fail fast, stand up & pivot, disrupt your own business model - and always stay prepared!
Super fancy, spannend und interessant? Oder ziemlich anstrengend, verwirrend und beängstigend, dass gefühlt wöchentlich 10 neue Säue durchs globale Dorf der Job-Anforderungen und Work Trends getrieben werden?
Avoid bullshit jobs
Wenn ich mit Studenten* oder jüngeren Mitarbeitern* darüber spreche, was sie antreibt und wohin ihre berufliche Reise gehen soll, schlägt mir oft eine ähnliche Verunsicherung über unsere Arbeitswelt von morgen und ihre Anforderungen entgegen, wie bei der Belegschaft eines großen Unternehmens mitten in der digitalen Transformation. Die Sehnsucht nach einem klaren Plan und Ziel für morgen ist groß. Doch eines ist klar - den wird es zumindest von außen nicht mehr geben. Orientierung muss aus den eigenen Stärken und Leidenschaften kommen. Doch denen zu folgen wird umso schwerer, je mehr Angst um und in sich greift: Angst, den falschen Job gewählt zu haben. Angst, nicht die richtigen Skills drauf zu haben. Und den Anschluss zu verpassen.
Ich halte es an der Stelle mit einem einfachen, praktikablen und eingängigen Rat: Avoid learning bullshit skills - avoid taking bullshit jobs! Wenn das, was du tust, dich langweilt oder es für dich keinen Sinn ergibt, ist es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Bullshit Job, der sowieso früher oder später besser von einer Maschine erledigt wird. Oder den du selber hinschmeißt, auf jeden Fall nicht mit großer Leidenschaft erledigen wirst. Handlung folgt der Wahrnehmung. Wie sich auch immer die Arbeitswelt entwickeln wird - Jobs werden nicht einfach verschwinden. Aber sie verändern sich. Ob wir selber Nebencharaktere in unseren Unternehmen spielen, die irgendwie versuchen, eine noch möglichst halbwegs passende Tätigkeit zu finden, oder ob wir zum Protagonisten in unserer Zukunft der Arbeit werden, hängt vor allem von einem ab: Wie wir uns selber in dieser Zukunft sehen, wie wir uns fühlen und ob wir dementsprechend handeln. Wollen wir keine Arbeitswelt, Produkte und Technologien, die unser Leben diktieren, sondern sehnen wir uns nach einer Menschen-dienenden Transformation? Dann: Let´s go! Take Control or be controlled!
Emotionale Intelligenz als Schlüsselqualifikation
Wir und niemand anders definiert den Plot der Transformation in Unternehmen, in Technologien und in unserer Arbeitswelt. Aber warum ist es so schwer, in einem wachstumsorientierten, verantwortungsvollen Mindset zu agieren? Weil wir anders gepolt sind. Bei Kritik, schwierigen Situationen oder Versagen lassen wir uns dazu verleiten, in Kontrollmechanismen, in angstgesteuertes Verhalten oder Abgrenzung zu fallen. Das ist 100% menschlich, aber nicht hilfreich. Eine entscheidende Eigenschaft ist, die nötige emotionale Intelligenz und dabei vor allem Selbstwahrnehmung zu entwickeln, um zu spüren, wenn wir wieder in alte Muster fallen und uns in einer Nebencharakter-Rolle bewegen und wann wir als wachstumsorientierte Protagonisten unsere Zukunft gestalten. Das ist unbequem, aber in jedem Fall lohnenswert.
*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir im Text die männliche Form. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für beide Geschlechter.
Zur Autorin: Miriam Mertens Leidenschaft gilt der Tech-Branche, Startups und der Persönlichkeitsentwicklung – und das am besten alles drei in Kombination. Bevor sie sich als Coach selbständig machte, hat sie als Vice President Startup Cooperations bei der Deutschen Telekom das größte deutsche Startup-Programm für Cloud-Services entwickelt und verantwortet. Zuvor arbeitete sie als Unternehmensberaterin und Programmiererin. Sie hat einen MBA der Kellogg School of Management und der WHU absolviert und neben ihrem Job verschiedene Startups und ein NGO im Bereich Leadership gegründet.